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Grün in China investieren

Um kohlenstoffarme und ressourcen-effiziente Volkswirtschaften aufzubauen und die Anpassung an den Klimawandel zu erleichtern, wird eine systematische Einbindung des Finanzsektors immer wichtiger. Doch was genau verbirgt sich hinter dem Begriff ‚Green Finance‘ und warum spielt China eine so wichtige Rolle?

China fokussiert sich zunehmend auf Nachhaltigkeit. Eine ökologische Zivilisation ist das Ziel der chinesischen Regierung. Foto: shutterstock.com/aphotostory

Die grüne Transformation des Finanzsektors ist in den letzten Jahren in der Volksrepublik China zu einem wichtigen Ziel der politischen Agenda geworden. China sieht sich selbst als eine der führenden Nationen in der Ausgabe grüner Anleihen und der Schaffung neuer Anreize, in klimafreundliche Technologien zu investieren. Das haben auch immer mehr europäische Länder erkannt und forcieren den internationalen Austausch mit China zum Thema ‚Green Finance‘.

China ist Vorreiter im grünen Finanzsektor

In China gibt es mit der weltweit größten CO2-Handelsbörse, einem großen Markt für grüne Anleihen und einer Vielzahl von grünen Private Equity-Fonds viele Ansätze wie mit gezielten regulatorischen Rahmenbedingungen privates Interesse an grünen Investments gefördert werden kann.

Bis vor Kurzem noch bekannt als das Land der „Airpocalypse“, hat die chinesische Regierung der Verschmutzung in den letzten Jahren den Kampf angesagt – und das spiegelt sich auch im enormen Wachstum grüner Anleihen wider. Bereits im Jahr 2016 etablierte sich China mit der Ausgabe von Anleihen im Wert von US$ 30,2 Milliarden, 40% aller neuen grünen Anleihen weltweit, als Weltmarktführer für grüne Bonds. 2017 und 2018 folgte China den USA auf Rang 2. Auch 2019 gehört die Volksrepublik zu den führenden Staaten in diesem Bereich.

Chinas Ambitionen, eine führende Rolle im grünen Finanzsektor zu übernehmen, wie Präsident Xi Jinping beim G20-Gipfel in Hangzhou 2016 verkündete, sind nicht zu übersehen. Die Volksrepublik ist einer der wichtigsten Akteure bei der Konzeption von Entwicklungsfonds, Asset Management Produkten und Dienstleistungen, mit denen Energiewende- und Klimaschutzprojekte in China und der Welt finanziert werden können.

Die ‚ökologische Zivilisation‘ und der 14. Fünfjahresplan

Klima- und Umweltschutz sind seit dem 13. Fünfjahresplan (2016-2020) fest in der politischen Agenda der chinesischen Regierung verankert: Mit dem Begriff ‚ökologische Zivilisation‘ sind die Qualitätssteigerung chinesischer Produkte, die Förderung von Öko-Technologien und eine ganzheitliche, nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft in den Fokus gerückt.  

China hat dabei den Anspruch, im Bereich Umwelt- und Klimaschutz auch weltweit eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Das zeigt sich auch bei den Vorbereitungen für den kommenden 14. Fünfjahresplan (2021-2025): Die sogenannte „grüne Transformation“, mit der zwangsläufig finanzielle Anreize für die Optimierung der Ressourcenallokation verbunden sind, soll in Zukunft noch stärker verfolgt werden. Auch der ehrgeizige Plan der Seidenstraßeninitiative bleibt ein Kernelement chinesischer Politik. Dabei ist vorgesehen, gerade bei den zahlreichen Bauvorhaben auf ökologische Kriterien zu achten.

Umsetzbar ist dies nur mit Hilfe eines grünen Finanzsystems. Daher sind Reformen für den Bankensektor, die unter anderem  Anreize schaffen, grüne Anleihen auszugeben, angekündigt. Der Umschwung zeigt sich bereits in den fünf „Green Finance“-Pilotzonen in den Provinzen Guangdong, Guizhou, Jiangxi, Zhejiang und Xinjiang, die jeweils eigene thematische Schwerpunkte haben und grüne Finanzinstitutionen beheimaten.

Internationaler Austausch zu Green Finance

Green Finance - Was bedeutet das?

Green Finance oder ‚Grüne Finanzierung‘ sind Finanzdienstleistungen für wirtschaftliche Aktivitäten, die umwelt- beziehungsweise klimaschützende Wirkung haben. Das können Aktivitäten in den Bereichen Energieeinsparung, saubere Energie, grüner Transport oder energieeffiziente Gebäude sein.

Ein „Green Finance System“ („grünes Finanzsystem“) ist also ein System, das durch politische Richtlinien und institutionelle Regelungen Investitionen fördert, die dem Umwelt- und dem Klimaschutz dienen.

Darüber hinaus wurde im Rahmen des G20-Gipfels 2016 unter chinesischer Präsidentschaft mit Vorsitz der People’s Bank of China und der Bank of England mit Unterstützung des UNEP Sekretariats die Studiengruppe ‚Green Finance Study Group (GFSG)‘ ins Leben gerufen. Grundsätze und Ziele dieser Studiengruppe schließen allgemeine weitgreifende Definitionen zu Green Finance sowie einen Katalog für grüne Finanzierung und Finanzdienstleistung ein. Diese sollen auf internationaler Ebene gelten und die Rahmenbedingungen für ein internationales grünes Finanzsystem schaffen.

Auch zwischen der Volksrepublik und Frankreich besteht seit 2013 regelmäßiger Austausch zu Finanzfragen. Der ‚China-France High Level Economic and Financial Dialogue (HED)‘ ist eine Plattform für bilaterale Kommunikation und politische Koordination für politisch strategische und langfristige Themen im Wirtschafts- und im Finanzbereich mit jährlicher Zusammenkunft der Regierungsträger beider Seiten. Luxemburg richtet seit 2014 jährlich das ‚Luxemburg Renminbi Forum‘ aus. Das ‚China Finance Forum‘, als dessen Nachfolger, wird im Oktober 2019 zum ersten Mal stattfinden und sich in diesem Jahr schwerpunktmäßig mit dem Thema ‚Green Financing‘ beschäftigen.

Deutsch-Chinesische Green Finance Plattform

Deutschland ist bestrebt beim Thema ‚Green Financing‘ eigene Standpunkte zu entwickeln und aktiv zu vertreten: Im Juni 2019 tagte in Berlin zum ersten Mal der Sustainable-Finance Beirat der Bundesregierung. Dabei handelt es sich um ein Gremium aus Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft unter Beteiligung verschiedener Bundesressorts. Ziel des Beirates ist es, die Bundesregierung bei der Erarbeitung einer nationalen Sustainable Finance-Strategie zu beraten. Durch diese nationale Strategie soll der Finanz- und Wirtschaftsstandort Deutschland langfristig gestärkt werden.

Ein institutionalisierter Austausch mit China zum Thema ‚Green Finance‘ könnte diesen Prozess flankieren und die globale Dimension des Themas unterstreichen. Ein erster Schritt in diese Richtung wurde im August 2019 getan: Im Sino-German Ecopark, Qingdao fand eine Veranstaltung des dena-Musterprojektes „Energieeinsparung in der Industrie durch den Einsatz von Energiediagnosen und Energieeffizienzmaßnahmen in China“ statt. Green Finance war eines der Schwerpunktthemen auf der mit dem National Energy Conservation Center (NECC) China und der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) organisierten Veranstaltung.